Die Neugierde ließ uns keine Ruhe. Wir schickten Abschnitte der alten Balken an das Jahrringlabor Hofmann. Insgesamt schnitten wir Scheiben von fünf Balken aus dem Obergeschoß und sandten sie per Paket ans Labor. Es war ein Stück der Firstpfette aus Fichtenholz, ein ehemaliger Eichen-Fachwerkbalken des Südgiebels, der hinter dem Giebel als Taubenschlagauflage verwendet wurde, zwei Sparren und ein schmales Stück der Bohlen-Balken-Decke.

Das Ergebnis war eindeutig. Der Eichenbalken stammt aus dem Jahr 1707, sämtliche Fichtenbalken datieren in den Winter 1708/09. Damit war zumindest das Baujahr des Obergeschoßes klar, nämlich 1708 oder 09.

funde und befunde 1 20100909 1490493966Ergebnis der dentrochronologischen Untersuchung

 Die Sanierung zog sich schließlich über fünf Jahre hin. Nach dem Dach ging es im Erdgeschoß an das Ausräumen der Böden. Ringsum zogen die Mauern Feuchtigkeit. Alte Jura-Bodenplatten, die unter Spanplatten auftauchten, wurden ausgebaut und gesäubert. Fundamentiert war das Haus praktisch nicht. Nur an den Ecken gab es größere Grundsteine. Wir unterfingen die komplette Außenwand innen und außen mit einer Betonschale, setzten ein Drainage davor.

Nach dem Entfernen neuzeitlicher Holzverschalungen kam jede Menge altes Weidengeflecht-Fachwerk, zwei Bohlen-Balken-Decken und große Flächen altes Pflaster zum Vorschein. Und bei den Bodenarbeiten auch alte Jura-Platten...

Wir entschieden uns, das Haus qualitativ hochwertig aufzurüsten und die historische Substanz einzubinden. Wir hoben den kompletten Boden aus, setzten eine dicke Schotterpackung, dann Isolierung, dann eine Bodenplatte, wieder Isolierung, darauf eine Fußbodenheizung. Besonders viel Bastelarbeit war die Neuverlegung der alten Marmorplatten im Flurbereich. Jede hatte eine andere Stärke.

Viel Staub wirbelte das Abschleifen der Decken und Fachwerkbalken auf. Im Schlafzimmer, das über dem Gewölbekeller liegt, war noch der original Dielenbelag erhalten. Leider war er nicht zu halten. Beim Ausbau erwies er sich als völlig verfault. Schade drum. Im neuen Bad, das im Bereich der Austragsstube installiert wurde, entschieden wir uns für neue Marmorböden und -wände aus Solnhofen. Eine ungewöhnlich Kombination.

Von den beiden alten Türgewänden, die ebenfalls im Erdgeschoss auftauchten, allerdings in Richtung Boden verfault waren, ließen wir nochmals ein Dendro erstellen. Dieses bestätigte das bisher ermittelte Alter.

Von der Hausgeschichte wissen wir mittlerweile auch viel. Siehe hier.

Ebenfalls etwa um 1830 ist das Haus umfassend saniert worden. Damals wurde der Fachwerkgiebel durch einen Steingiebel ersetzt. Auf den alten Fotos ist auch die damals erneuerte Biedermeier-Haustür zu erkennen.


Die ganze Arbeit, die wir in fünf Jahren in den Hof investierten, lässt sich in einem solch kurzen Abriss natürlich nicht darstellen. Mit dem Ergebnis sind wir jedenfalls zufrieden.